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Kolumne

Puls des Lebens

15.04.2024

Ab und zu höre ich: Dein Leben sieht aus wie eine Treppe, von Erfolg zu Erfolg. Oder: Alles, was du in die Hand nimmst, wird zu Gold.

Manch einer meint dies bewundernd, ein anderer mit einem neidischen oder gar zynischen Unterton. Der Glanz jedoch trügt. Wenige nachhaltige Erfolge entstehen über Nacht, geschweige ohne Schweiss, Angst und Tränen. Vieles kommt nie zum Fliegen oder kostet mehr, als es bringt. Auch wenn wir am Märchen von einer stetig steigenden und störungsfreien Erfolgskurve hartnäckig festhalten, nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Wenn wir das Leben schon mit einer Linie darstellen wollen, dann kommen wir an der wahren Lebenslinie nicht vorbei: die Pulslinie. Und diese macht uns nichts vor.

Es gibt Zeiten des Drucks und Zeiten der Entspannung, Zeiten des Glücks und Zeiten der Trauer, mal ist der Puls schneller, mal langsamer. Auch wenn die Frequenzen kürzer oder länger sind, so ist doch das Bild des Herzschlags eindeutig. Es geht auf und ab, wechselt zwischen Hoch und Tief. Gleicht die Linie dem angestrebten horizontalen Strich, hat uns das Leben verlassen.

Mensch sein ist scheitern und wieder wagen. Ge­winnen, verlieren und wieder neu anfangen. Kürzlich hat jemand treffend gesagt: „Vertraue niemandem, der nicht humpelt.“ Das Leben hinterlässt Spuren.

Wenn ich als Führungspersönlichkeit imponieren möchte, dann gibt es einfache Möglichkeiten, die Erfolge aufzupolieren und schöner zu präsentieren, als sie tatsächlich sind. Damit wäre ich in bester Gesellschaft. Möchte ich aber Vertrauen gewinnen und Beziehung gestalten – was meines Erachtens die wichtigsten Merkmale von Führung sind –, ist Authentizität entscheidend, also Offenheit und Ehrlichkeit. Menschen folgen Menschen. Und zwar verletzlichen, zweifelnden, nahbaren Menschen, die trotz Ängsten immer wieder Mut finden und trotz Erfolgen nicht abheben. 

Ich möchte lernen, dass ich, wie der Apostel Paulus es formuliert hat, sagen kann: „Ob ich nun wenig oder viel habe, beides ist mir durchaus vertraut, und ich kann mit beidem zufrieden sein: Ich kann satt sein und hungern; ich kann Mangel leiden und Überfluss haben.“

Marcel Hager ist Co-Geschäftsführer von Coachingplus GmbH, Coach, Autor und Referent, Gründer der Bewegung 4M Schweiz, Ehemann und Vater.

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