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Kolumne

Die Zeiten ändern sich

09.04.2024

Letzte Woche traf ich beim Mittagessen im Restaurant unverhofft auf einen alten Bekannten, den ich schon jahrelang nicht mehr gesehen hatte, und dessen Arbeitskollegen. Nach dem Schwelgen in Erinnerungen bemerkte er plötzlich, dass heute doch vieles anders und komplizierter geworden sei. Ich wurde hellhörig, denn schliesslich befindet er sich erst in den Dreissigern, und fragte nach. Es falle ihm einfach auf, dass heutzutage jede Minderheit mehr gehypt werde als die Werte, die früher eine Gesellschaft verbunden hätten. Er frage sich, warum eine Firma während eines Monats eine Regenbogenfahne raushängen müsse, um zu beweisen, dass sie ein gutes Produkt anbiete. Sein Arbeitskollege gab zu bedenken, dass man heute jedes Wort auf die Goldwaage legen müsse, um nicht plötzlich einen beruflichen oder gesellschaftlichen Nachteil in Kauf nehmen zu müssen. „Und überhaupt“, fuhr er fort, „warum müssen sich bereits unsere Kleinen im Kindergarten damit beschäftigen, welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen wollen?“ Er wolle gewiss niemandem zu nahe treten, aber ihn mache diese Entwicklung nachdenklich.

Für eine vertiefte Analyse war die Mittagspause zu kurz, aber die Aussagen dieser beiden jungen Männer beschäftigten mich noch eine Weile. Sie zeugen davon, dass offenbar auch jüngere Semester einen rasanten Gesinnungswandel in der Gesellschaft wahrnehmen. Was vor zehn Jahren noch üblich war, scheint heute überholt. Kommt dazu, dass zumindest in der west­lichen Welt eine gemeinsame Perspektive abhandengekommen ist. Einerseits boomt die Selbstoptimierung, andererseits dominieren Verunsicherung und Sprach­losigkeit bezüglich Klima, Krieg und KI. Die Frage stellt sich, wie Christen unter sich stetig verändernden Rahmenbedingungen Licht und Salz sein können. Das Evangelium hat ohne Zweifel eine kulturprägende Kraft, die eine Gesellschaft und Kultur erneuern kann. Davon sind auch die Initianten der Freiburger Studientage von Mitte Juni überzeugt. Sie möchten einen Beitrag leisten, das christliche Zeugnis verständlich und sichtbar in die Gesellschaft zu tragen. „Wirklich konstruktiv für unsere Gesellschaft kann nur ein entschiedener, völlig von Christus und seiner Liebe durchdrungener, konkret gelebter Glaube sein“, findet Oliver Dürr, der neue Direktor des Zentrums „Glaube und Gesellschaft“ in dieser Ausgabe. So wird die frohe Botschaft greifbar und konkret, unabhängig vom Zeitgeist.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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